Astronomische Himmelsvorschau für Juni 2025

Astronomische Himmelsvorschau für Juni 2025

Sommersonnwende und „weiße“ Nächte

LANDKREIS FULDA, 28.05.2025. Im Juni beginnt die Phase der „weißen Nächte“ – in der Rhön gern auch als Mitternachtsdämmerung bezeichnet. Was es damit auf sich hat und was uns die Sterne im Juni bringen, erklären Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte beim Landkreis Fulda, und Hobby-Astronom Dr. Franz-Peter Schmidt in ihrer monatlichen Himmelsvorschau.

„Weiße Nächte“ lautet der Titel der berühmten Novelle von Fjodor Dostojewski. Damit spielt er darauf an, dass die romantische Handlung in Sommernächten spielt, die selbst um Mitternacht noch natürlich aufgehellt sind. Diese Zeit bricht nun wieder an: Unser Zentralgestirn, die Sonne, erreicht am 21. Juni den Höhepunkt ihrer Jahresbahn und markiert damit den Beginn des astronomischen Sommers. Das bedeutet gleichzeitig, dass die Sonne kaum noch hinter dem Horizont verschwindet und die ganze Nacht über ihr Licht streut – bis weit in den Juli hinein. Dies wird auch als Mitternachtsdämmerung bezeichnet. Richtig dunkel wird es also nicht. Dem Sternenhimmel verleiht dieses Phänomen in lauen Sommernächten einen wunderschönen Schimmer. 

Ein ganz besonderer Stern

Sterne sind nun erst sehr spät sichtbar, und beim Einbruch der – nun etwas helleren – Dunkelheit wird man feststellen, dass die Frühlingssternbilder bereits weit nach Westen gerückt sind und im Begriff sind, die Himmelsbühne bis zum nächsten Jahr zu verlassen. Im Osten rücken derweil die Sommersternbilder Schwan, Adler und Leier mit dem sehr hellen Hauptstern Wega in den Fokus. Die Sichtbarkeit von Arktur, dem hellsten Stern im Frühlingssternbild Bootes und einem der drei Sterne des Frühlingsdreiecks, bleibt uns bis weit in den Oktober erhalten. Da lohnt sich ein genauer Blick, denn Arktur ist ein ganz besonderer Stern. Er ist hellste Stern am nördlichen Firmament und nach Sirius, der zum südlichen Sternenhimmel zählt, der zweithellste am gesamten Himmel. Und er ist sehr leicht zu finden: Hierfür muss man nur die Deichsel des Großen Wagens, der nun südwestlich am Himmel seinen Platz hat, in Richtung Horizont verlängern. Eine weitere Besonderheit von Arktur: Obwohl seine Masse nur etwas mehr als die der Sonne beträgt, hat er deren 25-fachen Durchmesser. Das ist der Grund, warum er orange leuchtet. Nur 36,7 Lichtjahre von der Sonne entfernt, hat er zudem eine sehr hohe Eigengeschwindigkeit. Er bewegt sich am Himmel vergleichsweise schnell, sodass das Sternbild Bootes zur nächsten Jahrtausendwende stark von seinem jetzigen Bild abweichen wird.

Zwischen Frühling und Sommer ist ganz schön was los

Zwischen Arktur und Wega formieren sich Sterne zur Nördlichen Krone und zum Herkules, Letzterer mit der wunderschönen Sternenansammlung namens M13. Was uns dort, 25.000 Lichtjahre entfernt, als nebliges Fleckchen erscheint, ist in Wirklichkeit eine Kugel mit 150 Lichtjahren Durchmesser, bestehend aus mehr als 500.000 Sternen. Ein Blick durchs Fernglas lohnt – Aufsuchkarten aus dem Internet helfen dabei.

Entlang der Hinterkante des sogenannten Großen Wagens nach Norden finden wir den Polarstern und um ihn herum den Kleinen Wagen (bzw. Kleine Bärin), den Drachen und Kassiopeia – auch bekannt als Himmels-W – als auffälligste „Nordlichter“. Tief im Süden machen sich Skorpion und Schütze bereit für ihre beste Beobachtungszeit im Juli.

Tiefster Vollmond bis 2043 und Sternschnuppen am Monatsende

Schon gleich zu Monatsbeginn zeigt sich am 1. Juni der zunehmende Sichelmond malerisch am Westhimmel. Am 11. Juni ist Vollmond, und dieser bleibt dann die ganze Nacht über sichtbar. Dabei wird auffallen, dass seine Bahn über den Himmel ungewöhnlich tief verläuft – fast so, als wolle er den Boden berühren. Und in der Tat ist es der tiefste Vollmond bis zum Jahr 2043.

Von Jupiter müssen wir uns nun verabschieden, und Mars gibt tapfer seine Abschieds-vorstellung. Noch ist er rückläufig im Sternbild Löwen zu sehen – immer in der Nähe von Regulus, dem Hauptstern des Löwen. Merkur zeigt sich ab Mitte Juni zwar tief im Westhimmel, aber er verbringt seine Zeit lieber im Sonnenlicht und ist schwer auszumachen. Dafür beherrscht die Venus mit ihrem Glanz den Morgenhimmel. Ihre Aufgangszeit verlagert sich von 3.36 Uhr am Monatsanfang auf 2.53 Uhr am Monatsende.

Nach der Sommersonnenwende ab dem 23. Juni können eine Woche lang Sternschnuppen bewundert werden, die rund um Arktur ihren Fluchtpunkt haben und auf den Komet 7P/Pons-Winnecke zurückzuführen sind.

 

Hintergrund: Sternenpark Rhön

International Dark Sky Reserve: Dieser Titel wurde dem länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat Rhön auf Antrag der Regionalen Arbeitsgemeinschaft der Rhöner Landkreise (ARGE Rhön) im Sommer 2014 verliehen. Die International Dark Sky Association (IDA) vergibt den Titel an Schutzgebiete mit einem sternreichen Himmel und einer weitgehend intakten Nachtlandschaft, die wegen ihres ökologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Werts beziehungsweise ihrer Bedeutung für Bildung und Erholung großräumig geschützt werden. In Deutschland heißen diese Gebiete Sternenpark.

Die Kulisse des Sternenparks Rhön erstreckt sich im Wesentlichen über das Gebiet des Biosphärenreservats. Mehr als 40 Kommunen in Hessen, Bayern und Thüringen haben freiwillig die Sternenpark-Beleuchtungsrichtlinien unterzeichnet. Aber auch Kommunen außerhalb der Gebietskulisse beteiligen sich am Schutz der Nacht. Ziel ist, Lichtverschmutzung bestmöglich zu reduzieren – also zu verhindern, dass künstliche Beleuchtung den Nachthimmel und somit wiederum die Natur und Schutzgebiete aufhellt. Rechtliche Grundlagen liefert unter anderem das Bundesnaturschutzgesetz.

Zu den Maßnahmen im Sternenpark zählen die Umrüstung von Beleuchtungsanlagen unter Beachtung von Parametern wie zielgerichtete Lichtlenkung, warme Lichtfarben mit geringem Blauanteil und bedarfsorientiere Beleuchtung und Intensität, aber auch zeitweise Abschaltung in der Nacht, für die sich Kommunen und Unternehmen freiwillig entscheiden.

Das Projekt Sternenpark ist aber nicht nur ein relevanter Bestandteil im Klima- und Artenschutz in der Region, sondern die Region profitiert auch im Bereich Tourismus und Erholung von der Auszeichnung. Im Sinne einer umweltfreundlichen Besucherlenkung und der Umweltbildung wurden Angebote wie Sternenparkführungen und Himmelsschauplätze entwickelt. Die Auszeichnung der IDA ist nicht auf Dauer verliehen, sondern die Maßnahmen werden jährlich evaluiert. Der Sternenpark Rhön ist somit ein Gemeinschaftswerk der Kommunen, Unternehmen und den Menschen, die in der Region leben. 

Rund um das Thema Beleuchtung erhalten Kommunen, Vereine und Gewerbetreibende, aber auch Privatleute Beratung. Auch Fördermittel stehen unter bestimmten Voraussetzungen zur Verfügung. Ansprechpartner sind die Fachstelle Sternenpark beim Landkreis Fulda sowie die Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats in Hessen, Bayern und Thüringen.

Infos zum Sternenpark

Die monatliche Himmelsvorschau, ausführliche Informationen zum Sternenpark, zum Thema Schutz der Nacht und umweltverträgliche Beleuchtung sowie Erlebnisangebote und Veranstaltungen im Sternenpark Rhön findet man auf der Webseite des Biosphärenreservats: www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark

 

 

Foto: Unsere Sonne – ohne sie wäre alles nichts. Aufnahme vom 1. Mai in der Rhön. Foto: Karl-Friedrich Abe

Pressetext: Pressestelle Landkreis Fulda, Wörthstraße 15, 36037 Fulda,